PRIVATE BANKING MAGAZIN / 11.11.2022

Der Stuttgarter Vermögensverwalter Accessio Kapital will seine Wachstumsstrategie der vergangenen Jahre fortführen und ausweiten. Geschäftsführer Dirk Russow spricht im Interview über die Personalsuche in der Branche, Weiterbildungsprogramme für Mitarbeitende und die Anforderungen an eine ganzheitliche Beratung. 

Dirk Russow, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Accessio Kapital, eine Kanzlei für unabhängige Vermögensplanung

private banking magazin: Herr Russow, ist es schwerer geworden, als Vermögensverwalter qualifiziertes Personal beziehungsweise Nachwuchs zu finden?

Ich würde sagen, aufgrund der hohen Unzufriedenheit der Berater im klassischen Bankgeschäft, ist es gerade in diesem Marktumfeld zunehmend einfacher, mit einem unabhängigen und freiheitlichen Geschäftsmodell sehr gute Berater zu gewinnen.
Laut einer Studie des Instituts für Vermögensverwaltung der TH Aschaffenburg aus diesem Jahr wollen zwar 65 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter Personal aufbauen. Gleichzeitig stufen 70 Prozent der Vermögensverwaltungen die Gewinnung von Personal als größte unternehmerische Herausforderungen in der Zukunft ein. Sehen Sie das ähnlich?
Wir teilen die Einschätzung, dass die Personalsuche nach wie vor den höchsten Stellenwert im Unternehmen einnimmt und eine der größten Herausforderungen darstellt. Im Unterschied zum klassischen Vermögensverwalter ist unsere Zielgruppe allerdings wesentlich größer. Als unabhängiges Institut mit einem ganzheitlichen Financial Planning Ansatz sind wir für alle Financial Planner, insbesondere Certified Financial Planner, ein interessanter Marktteilnehmer. Die Tatsache, dass erfolgreiche Berater in kurzer Zeit Partner werden, also Anteile am Unternehmen erhalten können, erhöht unsere Attraktivität und erleichtert die Auswahl derzeit sehr.
Accessio Kapital hat in den vergangenen Jahren sein Geschäft stark ausgebaut und verfolgt weiterhin eine ehrgeizigen Wachsstrategie: Der sieht innerhalb der nächsten Jahre ein stetiges Wachstum auf rund hundert Berater beziehungsweise Financial Planner vor. Dafür braucht es entsprechendes Personal. Wo finden Sie das?

In erster Linie sind wir mit unserer Personalbereichsleiterin sehr aktiv in den entsprechenden Netzwerken und haben ergänzend eine unabhängige Personalberatungsgesellschaft konsultiert, deren Unterstützung bereits erste Erfolge verzeichnet. Darüber hinaus erweitern wir derzeit unser Netzwerk in der Branche stark und haben unter anderem eine Netzwerkpartnerschaft mit der Frankfurt School of Finance & Management vereinbart.

Sie verfolgen mit Accessio einen ganzheitlichen Beratungsansatz, dafür braucht es auch eine ganzheitliche Ausbildung – was macht die aus?

Idealerweise ist für die qualifizierte ganzheitliche Beratung ein adäquates Studium und damit auch ein entsprechender Nachweis erforderlich. Es gibt nur wenige Hochschulen, die diese Qualifikation als Studiengang anbieten. Wir haben uns nach intensiver Prüfung, bereits vor Jahren, für eine Partnerschaft mit der Frankfurt School of Finance & Management entschieden. Unsere Mitarbeiter werden dort das Studium zum Financial Consultant beziehungsweise zum Certified Financial Planner absolvieren. Die Studiengänge werden abwechselnd in Frankfurt und Stuttgart durchgeführt. Für den Stuttgarter Studiengang wird die Accessio Kapital voraussichtlich die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Durch die Erweiterung unserer Kanzleiräumlichkeiten auf rund 1.500 Quadratmeter bieten wir hierzu ideale Voraussetzungen.

Sie setzen an Bewerber Weiterqualifikationen wie den erwähnten CFP voraus – warum?

Bedauerlicherweise behaupten sehr viele Marktteilnehmer ganzheitlich zu beraten. Gemeint ist damit vielmehr, dass aufgrund der Anbindung über entsprechende Plattformen oder durch viele direkte Anbindungen alle Finanzprodukte verkauft werden können. Eine qualifizierte ganzheitliche Beratung hat jedoch einen hohen akademischen Anspruch. Eine analytisch konzeptionelle Vorgehensweise im Financial Planning ist nur auf Basis eines entsprechenden Studiums, also einer hochwertigen Weiterbildung möglich.

Sie bezahlen Mitarbeitern die Weiterbildungsprogramme. Wollen Sie sich damit von Wettbewerbern absetzen?

Wir führen derzeit sehr viele Bewerbergespräche und erfahren eine sinkende Bereitschaft der Banken, dass Studiengänge dieser Qualität vom Arbeitgeber finanziert werden. Wir haben uns im Vorstand eindeutig für die Investition in unsere Mitarbeiter und damit in die Zukunft unseres Unternehmens entschieden. Allein 2023 planen wir die Einstellung von mindestens zehn Beratern.